Viele Wochen lang haben die Handwerker in der rund 70 qm großen Drei-Zimmer-Wohnung im Gerhart-Hauptmann-Ring 298 Wände eingerissen, neu verputzt, tapeziert, gestrichen und neue Böden verlegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Rede ist von dem neuen Service- und Begegnungszentrum der Nassauischen Heimstätte und des Frankfurter Verbandes in Niederursel für ein stadtteilbezogenes Angebot für Seniorinnen und Senioren. Zwei freundlich gestaltete Räume stehen den älteren Bewohnern der Nordweststadt jetzt als Versammlungsraum, Café und für Veranstaltungen zur Verfügung. Am Eingang fällt die offene Küche ins Auge, die auch von den Besuchern mitgenutzt werden kann – und soll. Die Mitarbeiter des Frankfurter Verbandes, die den Stützpunkt betreuen, haben ihr Büro in einem Nebenraum und sind montags bis freitags von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr dort erreichbar.
Im Sommer können Aktivitäten nach draußen verlagert werden. Zur umgebauten Wohnung gehört auch ein kleiner Garten, über die Terrasse wurde zudem ein barrierearmer Zugang geschaffen. Gestern nutzten Vertreter der Stadt, des Wohnungsunternehmens und des Frankfurter Verbandes das milde Frühlingswetter, um die offizielle Eröffnung zu feiern. Die Anwohner sollen ebenfalls in den nächsten Wochen noch reichlich Gelegenheit bekommen, sich die Räumlichkeiten genauer anzuschauen und sich über das Angebot zu informieren.
„Das geht von der Freizeitgestaltung über die ambulante Pflege, den Hausnotruf, Einzelfallberatung oder hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Da kann sich jeder sein individuelles Paket zusammenstellen“, so Frédéric Lauscher, der Geschäftsführer des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe. Alle Dienstleistungen werden nicht wie sonst üblich auch über eine Monatspauschale abgerechnet, sondern die Senioren bezahlen am Ende nur das, was Sie tatsächlich in Anspruch genommen haben. Neben der Präsenz vor Ort sind die Mitarbeiter des Frankfurter Verbandes an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr telefonisch zu erreichen.
Bereits die dritte Kooperation in Frankfurt
In der Nordweststadt verwaltet die Nassauische Heimstätte rund 1.230 Wohnungen, 50 Prozent der Mieter sind älter als 50 Jahre. Die Räumlichkeiten des Begegnungszentrums stellt die Nassauische Heimstätte zu einem symbolischen Mietpreis von einem Euro/qm zur Verfügung und trägt auch die kompletten Kosten inklusive Mietverzicht für Umbau, Renovierung und Möblierung in Höhe von 30.000,- Euro. Weitere 6.000,- Euro sponserte das Wohnungsunternehmen als Zuschuss für die Möblierung der Räumlichkeiten. Nach der Eröffnung wird es auf der einen Seite feste Angebote geben, zum Beispiel Gesundheitsunterstützung oder Beratungen zum Thema Pflege. Die Besucher sollen sich aber auch selbst weitere Programmpunkte überlegen und anregen. „Die aktive Teilnahme der Besucher ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Begegnungszentrums. Aus der gemeinsamen Arbeit mit dem Frankfurter Verband in anderen Stadtteilen wissen wir, dass sich da ganz schnell eigene Strukturen entwickeln. Da findet sich zum Beispiel eine Gruppe zusammen, die regelmäßig gemeinsam frühstückt. Andere bieten Spaziergänge in Gruppen an oder organisieren kleinere Ausflüge“, berichtet die Projektleiterin der Nassauischen Heimstätte, Tanja Steinke. Man kennt sich bereits sehr gut. In Niederrad haben die beiden Kooperationspartner vor zwei Jahren das erste gemeinsame Service- und Begegnungszentrum eröffnet, im letzten Jahr folgte eins in Sachsenhausen.
Der Anteil älterer und alleinstehender Menschen wächst
Für das Wohnungsunternehmen, das in Frankfurt insgesamt 16.000 Wohnungen bewirtschaftet, sind solche stadtteilbezogenen Angebote ein wichtiger Baustein bei einer stetig älter werdenden Mieterschaft. Wohnungsunternehmen müssten sich den demografischen Herausforderungen aktiv stellen, ist sich Sylvia Kerbel, Prokuristin der Nassauischen Heimstätte, sicher. Belege findet sie in einer repräsentativen Umfrage, die ihr Unternehmen im letzten Jahr unter älteren Mietern durchgeführt hat. „40 Prozent unserer Mieter sind über 65 Jahre alt, davon sind 57 Prozent alleinstehend. Die Gefahr der sozialen Isolation und der Vereinsamung im Alter wächst also. 80 Prozent möchten aber auch im Alter in einer eigenen Wohnung leben und das möglichst in ihrem vertrauten Umfeld. Das bedeutet für uns, dass wir selbst etwas tun müssen, um unseren Mietern ein möglichst langes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.“ Da ältere Menschen nicht mehr so mobil seien, kämen vor allem Angebote im engeren Wohnumfeld in Frage, die sich, wie in der Nordweststadt, dem gesamten Stadtteil öffnen.