Ausgehend vom US-Wahlkampf und dem Schock über den Wahlsieg Donald Trumps analysiert und reflektiert die Philosophin Susan Neiman die aktuelle gesellschaftspolitische Lage in den westlichen Demokratien. So viel steht für sie fest: Die fake news haben Trumps Wahlsieg lediglich begünstigt. Verantwortlich für den Erfolg rechter und rassistischer, antidemokratischer und sogenannter „Identitärer Bewegungen“ sind andere Faktoren. Neimans Suche führt in eine noch junge, doch vergessene und verklärte Vergangenheit: in die späten 1980er Jahre, die Präsidentschaft Ronald Reagans und in die Zeit des Falls der Berliner Mauer. Kämpferisch zieht Neiman ins Feld gegen Trump, den Neoliberalismus, die eigene Geschichtsvergessenheit, aber auch gegen postmoderne und postkoloniale Theoriebildung. Dem entgegen argumentiert die US-Philosophin für eine Rehabilitierung aufklärerischer Konzepte des Universalismus, der Wahrheit und der kantischen Idee von Idealen. Statt einer Politik der Angst fordert Neiman eine Politik der Werte. Gegen das Gebot der Toleranz plädiert sie für Solidarität und für eine öffentliche Auseinandersetzung über unseren Umgang mit Idealen. Knapp 80 Seiten vereinen ihre philosophische Analyse mit politisch brisantem Pamphlet.
Die Philosophin Susan Neiman ist Direktorin des Einstein Forums in Berlin-Potsdam. 1955 in Atlanta, USA, geboren, wuchs sie in einer jüdischen Familie auf, verließ mit 14 die Schule, lebte in Kommunen, engagierte sich in der Anti-Vietnam-Bewegung und studierte Philosophie in Harvard. Professorin an der Yale University (1989-1996) und der Universität von Tel Aviv (1996-2000); Schwerpunkte: Moralphilosophie und politische Philosophie.