Traumhafte Illusionsräume


 
Die stimmungsaufhellenden Farben sind das erste, was Besuchern der Kreissparkassen-Filialräume in Echterdingen derzeit ins Auge fällt. Wunderbares Wirsinggrün, Pazifiktürkis und appetitliches Apfelsinenorange leuchten von den Wänden, an denen der renommierte Stuttgarter Künstler und gefragte Hochschullehrer, Professor Thomas Heger, seine „Vorgestellte Wirklichkeit“ zeigt. Der Titel der aktuellen Ausstellung ist Programm: Es sind absonderliche Welten und fiktive Landschaften, wie Regionalbereichsleiter Peter Heckl zur Begrüßung im Rahmen der Ausstellungseröffnung erläuterte. Die klaren Bildwelten werden bevölkert von Mini-Menschlein und Gefäßen. Kostbare Vasen, Becher und Karaffen mit klassischen Mustern wollen bewundert werden. Unbedeutende Krankenhausvasen und Waschmittelflaschen übersieht man fast zwischen Farbbändern und Farbflächen mit ausgefransten Kanten. Im großformatigen Acrylbild mit dem eigenwilligen Titel „Fern von China“ stellen diese Bildelemente Silhouetten von Stuttgarter Wohnhäusern dar, verrät Kurator Tobias Wall in seiner Einführung während der Vernissage. Und so erklärt sich der Titel: „Es sind Häuser ‚von hier‘: das ist ‚Fern von China‘.“

Als „Gratwanderung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit“ bezeichnete Peter Heckl diese traumhaften Illusionsräume des Thomas Heger, der mit so viel Lust und Freude den Betrachter mit einem Crossover von Stilen und Techniken in die Irre führt. Wenn Winzlinge locker über leuchtende Farbbänder als abstrahierte Landschaften marschieren oder im Kreisrund der Kosmosbilder, die Erde außen, der Himmel innen, am Zirkelrand marschieren – dann muss man das als Betrachter nicht sofort verstehen. „Schauen, Denken, Zeit nehmen“, empfiehlt der 54-jährige Künstler. Schließlich gilt es in der Ausstellung, die eine Schaffensphase von 15 Jahren umfasst, viel zu entdecken.

Die Mischtechniken etwa entstehen spontan und ohne festgeschriebenes Konzept. Dann geben sich laut Kunstexperte Wall Blumen, Pflanzen, Farben, Innen- und Außenräume ein beschwingtes Stelldichein. Tobias Wall verweist auch auf das Grafikkabinett. Dort porträtiert Heger teure Jugendstilvasen und studiert klassisches Porzellandekor – „mit dem banalen Kugelschreiber, und anschließend wird die Blattoberfläche mit einer Klinge aufgeritzt“. Für Kurator Wall ein Akt der Zerstörung, der den Arbeiten allerdings eine „delikate Plastizität“ verleiht.

Die Ausstellung „Vorgestellte Wirklichkeit“ endet am 18. März 2016 und ist während der üblichen Öffnungszeiten der Filiale Echterdingen zu sehen.

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