Adipositas-fördernd wirkt sich nachweislich z. B. auch eine schlechte Schlafhygiene „Social Jetlag“ aus. Oftmals bedingt durch nächtlichen Medienkonsum, stehen viele Kinder morgens auf, obwohl sie nach ihrer inneren Uhr eigentlich wesentlich länger schlafen müssten. Vielfach unterschätzt wird bei der Übergewichtsproblematik nach wie vor zudem die Rolle der Gene. „Etwa 80 Prozent der dicken Kinder haben mindestens ein übergewichtiges Elternteil, bei 30 Prozent sind es beide Elternteile“, fasst der Kinderarzt Dr. Thomas Kauth (Ludwigsburg) die aktuellen Forschungsergebnisse auf der Website kinderaerzte-im-netz.de zusammen.
Neben einer genetischen Veranlagung wird das Risiko für Übergewicht außerdem durch die soziale Herkunft beeinflusst. Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben ebenso wie Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich häufiger mit zu viel Gewicht zu kämpfen. Zu den wesentlichen Einflussfaktoren gehört ferner die psychische Verfassung: „Andauernde Belastungssituationen, Einsamkeit, „Sich-ungeliebt-fühlen“ und Langeweile können dazu führen, dass die Nahrungszufuhr als Ersatzbefriedigung angesehen wird“, so Dr. Kauth.
Die vielschichtigen Ursachen, die Übergewicht in der Kindheit begünstigen, machen deutlich, dass einseitige Verzichts-Empfehlungen bezüglich Lebensmitteln wenig sinnvoll sind und die Problematik nicht lösen. Zielführend können nur ganzheitliche Ansätze sein, die den gesamten Lebensstil und das Umfeld der Kinder berücksichtigen und in Präventionsmaßnahmen miteinbeziehen. Hieran zu arbeiten, ist nicht nur Aufgabe der Eltern und Erzieher, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.