WAZ: Dicke haben es nicht leicht. Kommentar von Petra Koruhn

Keine Disziplin. Keine Lust, sich zu bewegen. Statt
sich beim Jogging abzurackern, sitzen Dicke lieber herum und futtern
Gummibären. Soweit die Vorurteile. Und es kommt noch besser. Die Welt
der Dünnen nämlich hat ihr Urteil gefällt: Die Dicken sind selbst
schuld, dass sie dick sind. Ob es stimmt? Es kommen immer mehr
Zweifel auf. Wissenschaftler entdecken Fett-Gene und sagen, dass die
Veranlagung eine größere Rolle spielt als angenommen. Aber probieren
Sie mal als Dicke(r) das Wort „Veranlagung“ zu sagen. Die Häme der
Dünnen ist Ihnen sicher. Es wäre schon schön, wenn die Fett-Gene
verantwortlich wären. Dann wäre die Schikane vorbei. Doch wer das Gen
hat, muss erst recht Kalorien zählen. Denn was zählt, ist die
schlanke Linie. Da können sich Models oder Mädchen zu Tode hungern –
es ändert sich nur wenig an einem höchst fragwürdigen
Schlankheits-Ideal, das dazu führt, dass sich Massen mit einseitigen
Diäten fehlernähren. Auch das – und nicht nur Dicksein – führt zu
Krankheiten. Der morgige Anti-Diät-Tag hat etwas: Vielleicht wird
manchem klar, wie sehr er schon Opfer der Trenddiäten ist. Mit
Genuss, aber gemäßigt essen – das wäre eine Alternative. Das führt in
den meisten Fällen dazu, dass man zwar nicht dürr wird – aber auch
nicht so dick, dass man im Bus zwei Plätze braucht.

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