Der Topfavorit für die Gottschalk-Nachfolge, Hape
Kerkeling, hat dem Flaggschiff der deutschen Samstag-Abend-Show eine
Absage erteilt. Das mag im ersten Moment überraschen, ist eigentlich
aber logisch. In der ansonsten äußerst kurzlebigen Fernsehwelt hat
sich die Show beachtliche drei Jahrzehnte mit ihren
familienkompatiblen Gästen und Spielen in die Wohnzimmer gedrängt.
Inzwischen hat sie ihren Zenit allerdings überschritten. Die Quote
sinkt in den letzten Jahren stetig. Seit dem tragischen Unfall von
Samuel Koch im Dezember 2010 wurden zudem die Wetten ängstlich
entschärft. Moderator Thomas Gottschalk gab weiter den lustigen
PR-Clown, promotete brav die neue Sendung, das neue Buch, die neue
Show seiner berühmten Gäste. Und floh mit seiner Familie in die USA.
Der bodenständige, Kerkeling feiert vor allem und zu Recht seine
eigene Wandlungsfähigkeit von Königin Beatrix bis Horst Schlämmer. So
richtig passt das nicht ins bisherige Konzept. Vielleicht hat er das
erkannt. Denn das gute alte ZDF ist nicht gerade bekannt für
visionäre Neuanfänge. Die Gefahr ist groß, dass nach der
Kerkeling-Absage die ehemalige Kultsendung in die Bedeutungslosigkeit
versinkt. Denn eine Gefahr hat Kerkeling klar gemacht: Wer Gottschalk
ersetzen könnte, traut sich nicht. Wer sich traut, unterschätzt
womöglichlich die Herausforderung.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de