Wer die Fotos vom alten Ruhrgebiet sieht, wie sie
das Essener Ruhrmuseum jetzt wieder zeigt, sieht zweierlei: Den
Dreck, den Qualm und ja, auch die Armut, die wir nur allzu gern
hinter uns gelassen haben. Und: Die knorrigen Typen mit ihren
„Stößchen“ und „Likörchen“ in der Kneipe, die tapferen Malocher, die
patenten Frauen und die findigen Kinder, die mit so wenig zufrieden,
ja glücklich waren. Heute sind qualmende Schlote und tief fliegende
Briketts längst Geschichte, nur noch atlantische Tief-Ausläufer
können den Himmel über der Ruhr davon abhalten, blau zu machen. Und
die schwärmerischen Worte der Revier-Besucher darüber, wie schön grün
es hier doch ist, kommen uns fast schon wieder zu den Ohren heraus –
so selbstverständlich, so vertraut ist uns das neue Ruhrgebiet
geworden. Dort sieht es an vielen Stellen aus wie überall. Aber das
ist kein Grund, sich zu den Zechen, Kolonien und Schloten von einst
zurückzusehnen. Schließlich haben sie damals im alten Revier die
Ärmel für eine bessere Zukunft aufgekrempelt. Darin leben wir jetzt.
Und vielleicht sehnen wir uns heute vor allem danach, dass so etwas
wie Ärmelaufkrempeln noch hilft.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de