Iwan, alias John Demjanjuk, war 23 Jahre alt. Noch
dazu sowjetischer Kriegsgefangener. Einer von 150 Wachmännern im
Vernichtungslager Sobibor. Keiner, der sich das bestialische Morden
an Juden ausgedacht hat. Keiner, der es in führender Position
durchsetzte, sondern ein kleines Rad im barbarischen System. Die
Frage, ob man so jemanden nach Jahrzehnten noch verantwortlich machen
kann, war eine der entscheidenden des Prozesses gegen Demjanjuk.
Richter Alt hat sie eindeutig beantwortet, hat betont, dass
Vernichtungslager nur mit Hilfe der osteuropäischen Helfer wie
Demjanjuk aufrecht erhalten werden konnten. Auch den so genannten
Befehlsnotstand ließ er nicht gelten: Demjanjuk hätte nicht sein
eigenes Leben in Gefahr gebracht, wenn er sich dem Morden verweigert
hätte.
Das Alter Demjanjuks war immer wieder ein Thema. Ein 91-Jähriger
vor Gericht. Aber er ist etwa so alt wie damals der älteste in
Sobibor vergaste Mann. Der Mann hätte es verdient zu leben, sagte der
Richter. Und die Tränen jener, die ihre Lieben in Sobibor verloren
haben, sprechen eine eindeutige Sprache. Das Bedürfnis nach
Gerechtigkeit kennt keine Alters- , keine Zeitgrenzen.
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