Fangen wir mit dem Lob zum 30. Geburtstag des
Privatfernsehens an: Es hat im zunehmenden Muff von ARD, ZDF und den
Dritten in den Achtzigern für einen kurzen Durchzug gesorgt und eine
Zeit lang sogar das Tempo diktiert. Aber frech ist es schon lange
nicht mehr. Nur noch platt. Und weil selbst die Duldsamsten sich an
elefantös dicken Menschen beim Abnehmen, halbnackten Sachsen im
Swingerclub, dem amerikanischen Seriengewitter und Dieter Bohlens
Gemecker irgendwann sattgesehen haben, laufen den Sendern die
Zuschauer in Scharen davon. Neue Ideen? Nichts mehr zu sehen. Die
Jungen flüchten längst ins Abruf-TV im Netz. Ein Trend, der anhalten
wird. Die Privaten machen sich überflüssig. Schwerer wiegt
allerdings, dass RTL und Sat.1 ansteckende Krankheiten verbreitet
haben: den Kniefall vor der Quote zum Beispiel, für die Privaten
überlebenswichtig, für die Qualität der Öffentlich-Rechtlichen ein
lähmendes Gift. Statt sich abzugrenzen, haben sich ARD und ZDF
angenähert, RTL kopiert, sogar dessen Personal geschluckt. Dafür
zahlt man nicht gerne Gebühren.
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