WAZ: Seitenweise Herzensbildung – Kommentar von Britta Heidemann

Das kleine Gespenst rasselt mit dem Schlüssel,
Räuber Hotzenplotz stiehlt die Kaffeemühle, das doppelte Lottchen
tauscht die Rollen – und zwischen den Zeilen, den Kopf gemeinsam
übers Buch gebeugt, kommen sich Eltern und Kinder so nah wie nur
selten im stressigen Alltag.

Wenn heute die „Stiftung Lesen“ aufruft zum bundesweiten
Vorlesetag an Schulen, Kitas, Jugendzentren, verbindet sie dies mit
einem kleinen Alarm: Noch immer muss ein Drittel aller Kinder in
Deutschland auf eine regelmäßige Kuschelstunde mit Buch verzichten.
Das Vorlesen befeuert nicht nur den Wortschatz, die Grammatik der
Kinder und wirkt positiv auf spätere Noten. Sondern es fördert auch
das Einfühlungsvermögen. In rotbezopfte, bärenstarke Gören etwa,
zauberhafte Außenseiter und Welten, die so ganz anders sind als die
eigene – Herzensbildung, seitenweise.

Zugegeben: Hörspiele, TV-Serien machen dem Medium Buch harte
Konkurrenz. Die Technik aber beschert auch der guten, alten
Gute-Nacht-Geschichte neue Fans. Denn seit es so schöne
Kinderbuch-Apps fürs Tablet gibt – liest der Papa umso lieber vor.

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