Mit dem eigenen Königshaus wird das in Deutschland
nichts mehr werden. Die Guttenbergs haben uns eine Weile royale
Ersatzkost serviert, unerfüllte Sehnsüchte bei Monarchiefreunden
freigelegt, ehe der Freiherr abdanken musste. An die Originale
konnten sie freilich nicht tippen. Man mag es ja bedauern,
kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, skurril finden: Das Interesse an
Europas Königshäusern hat durch die mediale Vervielfältigung noch
zugenommen. Mag schon sein, dass die Royals von manchen in dieser
Hochgeschwindigkeitswelt als letzte stabile Größen empfunden werden.
Als entfernte Verwandte, deren Leben wir von der Wiege bis zur Bahre
begleiten, Figuren aus einer Fernsehdauerserie, die man auch mal
Muppet Show nennen darf. Deren Schrulligkeiten uns amüsieren, weil
sie unsere eigenen Peinlichkeiten oft übertreffen. Und seit sich die
Königskinder in bürgerliche Schönheiten verlieben, kann man sich mit
den hohen Herrschaften offenbar besser identifizieren. Bedenken Sie
all das, bevor Sie heute lästern, wenn Ihre Mutter zu Beatrix und
Maxima auf Zollverein pilgert.
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