Die Herkunft entscheidet
Eine afrikanische Frau trägt immer noch ein 130 Mal höheres Risiko, an den Komplikationen einer Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, als eine Frau in Europa oder Nordamerika. Herkunft, Hautfarbe und die sozioökonomischen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle beim Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung und zu Verhütungsmöglichkeiten, aber auch ganz generell bei der Wahrnehmung der sexuellen und reproduktiven Rechte. Dafür seien Sexualaufklärung und Bildung eine Grundvoraussetzung, an der es oft fehle, betont Feyera Abdissa, Leiter des DSW-Länderbüros Äthiopien. In Afrika lebt die größte Jugendgeneration aller Zeiten. Über 40 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. „Unsere Aufgabe ist es, diese jungen Menschen in die Lage zu versetzen, selbst zu bestimmen, ob, wann und wie viele Kinder sie bekommen möchten. Die körperliche Selbstbestimmung ist die Voraussetzung für ein eigenständiges Leben, aber auch für eine zukunftsfähige Gesellschaft.“
Ein Paradigmenwechsel in der Bevölkerungspolitik
Diese Erkenntnis sei der grundlegende Paradigmenwechsel gewesen, der mit dem Kairoer Aktionsprogramm eingeleitet wurde, erklärte Catherina Hinz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. „Er führte die Politik weg von den Zielvorgaben der Geburtenkontrolle, hin zu einer menschenrechtsorientierten Familienplanung. Damit wurde der Grundstein für das Konzept der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte gelegt.“ Dazu gehören Sexualaufklärung für Jugendliche genauso wie Schwangerschaftsvorsorge, Geburtshilfe, die Betreuung von Neugeborenen sowie die Behandlung von Geschlechtskrankheiten, HIV und Aids-Prävention und – wo es die Gesetzeslage erlaubt – sichere Schwangerschaftsabbrüche.
Das Erbe der Diskriminierung
Doch zeige der Weltbevölkerungsbericht 2024, „dass die Gesundheitssysteme bis heute von einem tiefen Erbe der Geschlechterungleichheit, Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe und ethnischer Zugehörigkeit sowie Fehlinformationen geprägt sind“, sagte Florence Bauer, UNFPA-Regionaldirektorin für Osteuropa und Zentralasien. Selbst wissenschaftliche Forschungsergebnisse und digitale Datenerhebungen würden durch die Vernachlässigung bestimmter Bevölkerungsgruppen – nicht zuletzt der Frauen – verfälscht. „Um diese Lücken zu schließen sind wir auf die fortgesetzte politische und finanzielle Unterstützung unserer Partner angewiesen, darunter auch Deutschland, dessen Fürsprache entscheidend dazu beigetragen hat, die Agenda von Kairo voranzubringen.“ In Zeiten, da Regierungen wieder zunehmend Schwangerschaftsabbrüche kriminalisieren, weibliche Genitalverstümmelung legalisieren und die sexuelle Selbstbestimmung in Frage stellen, erscheint diese aktueller und drängender denn je.
Hier können Sie sich die Pressemappe mit Zahlen, Fakten und Grafiken aus dem Weltbevölkerungsbericht 2024 herunterladen. (https://www.dsw.org/wp-content/uploads/2024/04/PM_Weltbevoelkerungsbericht_2024.pdf)
Und hier erhalten Sie eine allgemeine Übersicht über den Weltbevölkerungsbericht. (https://www.dsw.org/weltbevoelkerungsbericht/)
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