In einer Zeit, in der Politiker nur noch über
Grenzsicherung reden und über den Schusswaffengebrauch gegen
Flüchtlinge schwadronieren, ist die Entscheidung der Berlinale-Jury
für »Fuocoammare« hochpolitisch und ein Plädoyer für Menschlichkeit
und Solidarität. Worum es beim Flüchtlingsproblem wirklich geht,
hat Gianfranco Rosi eindrucksvoll herausgearbeitet. Und weil das
wahre Leben die schrecklichsten Geschichten schreibt, war das Medium
Dokumentarfilm genau die richtige Wahl. »Fuocoammare« blieb bei
der Berlinale nicht die einzige aufrüttelnde Dokumentation. Auch
»National Bird« über den Wahnsinn des Drohnenkrieges hat viele
Zuschauer verdient. Künstler, die im Gegensatz zu Politikern nicht
auf Umfragen achten müssen und auch nicht darauf, wiedergewählt zu
werden, sollten unbequem sein, der Gesellschaft den Spiegel vorhalten
– so, wie die Berlinale-Jury und Rosi.
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Westfalen-Blatt
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