Westfalenpost: Andreas Thieman zur Diskussionüber das Weihnachtswetter: Schnee von gestern

Keine weiße Weihnacht: Die (vor allem medial
angeheizte) Diskussion darüber nimmt mittlerweile beinahe hysterische
Züge an. Seit Tagen, ach, was schreibe ich, seit Wochen gibt es keine
TV-Wettervorhersage, die sich nicht mit diesem Thema ausführlichst
beschäftigt. Inzwischen gern auch mit dem etwas altklug klingenden
Verweis, dass in unseren Breiten Schnee zu Weihnachten ja immer schon
die absolute Ausnahme war. Zwischen Klimawandel-Klage und
meteorologisch empfundener Ungerechtigkeit bleiben die Wiesen also
grün und die Straßen grau. Dabei müssen wir uns aber doch ernsthaft
fragen, ob Weihnachten tatsächlich von einer gefühlsduseligen Farbe
und kamin-notwendigen Minustemperaturen begleitet, beziehungsweise
konditioniert werden muss, um sinnhaft erfahren und gefeiert werden
zu können. Das romantisch-kitschige Bild von der verschneiten
Weihnacht geht wohl auf eine Postkarten-Idylle aus dem 19.
Jahrhundert zurück, sagen schlaue Volkskundler: Also eigentlich alles
nur Schnee von gestern. Für Bethlehem werden übrigens zum 24.
Dezember bei strahlendem Sonnenschein etwa 14 Grad zur Mittagszeit
erwartet. Und weiß ist dort allenfalls der Sand am Stadtrand.

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