Der Kirchenaustritt zwecks Steuerersparnis erfolgt
häufig als letzter Schritt eines schleichenden Entfremdungsprozesses.
Wer mit der Kirche dann nur noch einen bürgerlichen Dienstleister zur
schmucken Begleitung von Lebenswendefeiern verbindet und sich über
Fehltritte des Bodenpersonals ärgert, den wird nicht mehr viel
halten. Wer die Kirche hingegen als eine Gemeinschaft der Glaubenden
wertschätzt, die eine frohe Botschaft und menschliche Nähe
vermittelt, der wird seinen Obolus als Grundlage wichtiger Dienste
von der Erziehungsarbeit über die Krankenfürsorge bis zur
Gemeindearbeit gerne entrichten. Die Kirchensteuer ist nichts anderes
als ein Mitgliedsbeitrag in Form einer Steuer. Der Staat lässt sich
das Einzugsverfahren gut bezahlen. Andere Modelle mit aufwendiger
eigener Bürokratie kämen teurer. Die Kirchensteuer trifft zudem alle
Mitglieder in dem Maß ihrer Leistungsfähigkeit. Ein paar Zinsprozente
werden Zeitgenossen mit dicker Kapitaldecke nicht weh tun. Alles hat
zwei Seiten: Transparenz und Menschennähe sind erforderlich, damit
Menschen sich kirchlich beheimatet fühlen. Erforderlich sind dafür
weniger Marketingaktionen als ein begeisterndes Personal. Auf der
anderen Seite braucht es Menschen, die ihr wohlfeiles „Ohne mich!“
aufgeben. Nur aus Geldgründen zu gehen, wirkt ziemlich billig.
Johannes Loy
Pressekontakt:
Westfälische Nachrichten
Dr. Norbert Tiemann
Telefon: +49 (0251) 690-701
chefredaktion@westfaelische-nachrichten.de