Zehntausendste Biografie im Holocaust-Denkmal wird von Iris Berben präsentiert

(Berlin, 22. Oktober 2009) Der Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ richtet heute im Kempinski Hotel Adlon zum vierten Mal das festliche Benefiz-Dinner für den „Raum der Namen“ im Holocaust-Denkmal aus. Die Schauspielerin und Charity-Botschafterin Iris Berben stellt bei einer Lesung die zehntausendste Hör-Biografie aus dem „Raum der Namen“ erstmals der Öffentlichkeit vor. Die Hör-Biografien machen die Lebens- und Todesgeschichten von jüdischen Holocaust-Opfern sicht- und hörbar. Verbunden ist die Lesung mit einem Spendenaufruf, denn die Produktion jeder neuen Hör-Biografie kostet 60 Euro und wird ausschließlich aus Spendengeldern finanziert.
Die Einnahmen des Spenden-Dinners, die diesem Zweck zugute kommen, belaufen sich auf 50.000 Euro. Die Abendveranstaltung gilt als ein gesellschaftlicher Höhepunkt der Hauptstadt, zu dem wieder viele Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft erwartet werden. Einladende sind Prof. Lea Rosh, Vorsitzende vom Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ sowie Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Die traditionelle Tischrede hält Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.
Der Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ stellt im Rahmen des Spenden-Dinners auch weitere prominente Unterstützer seiner Arbeit vor. Der Rechtsanwalt und Kultur-Mäzen Prof. Dr. Peter Raue wird sich ebenfalls künftig als offizieller Charity-Botschafter für den „Raum der Namen“ engagieren.

Mit der Biografie des Berliners Arnold Levy, der 1945 im Konzentrationslager Dachau umkam, konnte im Jahr 2009 die zehntausendste Hör-Biografie aus Spendengeldern produziert werden. Sein Enkelsohn, der Berliner Pädagoge Mario Levy, stellte im Jahr 2008 eine Besucheranfrage nach seinem Großvater, um dessen Lebens- und Sterbegeschichte in den „Raum der Namen“ aufzunehmen.
Im „Raum der Namen“, im „Ort der Information“ des Holocaust-Denkmals, werden die Lebens- und Todesgeschichte von jüdischen Holocaust-Opfern sicht- und hörbar gemacht: Zu den Namensprojektionen werden 20-sekündige Kurzbiographien verlesen. Für diesen Zweck hat die israelische Gedenkstätte Yad Vashem insgesamt 3,2 Millionen Namen von Holocaust-Opfern zur Verfügung gestellt. Erklärtes Ziel ist es, möglichst viele Schicksale im „Raum der Namen“ abzubilden. Für den Ausbau dieses Raumes im Rahmen der Spenden-Kampagne „60 x 6.000“ wurde ein Spendenkonto eingerichtet: Berliner Volksbank, BLZ: 10090000, Konto: 5456408003, Stichwort: „Denkmal-Namen“. Einfache Spendenmöglichkeiten sind zu finden unter: www.RaumderNamen.com.

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Förderkreises „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ blickt Prof. Lea Rosh auf die Gründung der Bürgerinitiative im Jahr 1989 zurück: „Wenn ich an den Anfang denke, ist es unglaublich, was erreicht werden konnte. Die Initiative besaß damals weder Geld, noch politischen Einfluss. Für uns galt es, andere Menschen von der Idee zu überzeugen, die Erinnerung an den Holocaust am Leben zu erhalten. Nachdem wir zehn Jahre für diese Idee kämpften, entschied sich der Bundestag 1999 für die Errichtung des „Denkmals für die ermordeten Juden Europas“. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Heute haben bereits mehr als acht Mio. Menschen das Stelenfeld besucht. Und zwei Mio. Menschen kamen in den ?Ort der Information“, wo an den Ausstellungen weiter gearbeitet wird. Das kostet viel Geld und ist nur durch Spenden möglich. Wir freuen uns daher, dass auch Peter Raue uns als Botschafter bei dieser wichtigen Aufgabe unterstu?tzt. Aber auch jeder einzelne Bu?rger kann sich engagieren, zum Beispiel mit sicheren Online-Spenden auf unserer Webseite.“

Prof. Dr. Peter Raue, Charity-Botschafter für den „Raum der Namen“, sagt: „Im ?Ort der Information“ im ?Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ sehe ich Tagebuchaufzeichnungen, Brieffetzen, Mitteilungen von später Ermordeten. Auf dem Zettel, den sie aus dem Zug nach Belzec warf – ein russischer Soldat hatte ihn gefunden – hat die 12-jährige Janine ihrem Vater eine letzte Botschaft gekritzelt: ?31. Juli 1942, Lieber Vater! Vor dem Tod nehme ich Abschied von Dir. Wir möchten so gerne leben, doch man lässt uns nicht. Wir werden umkommen. Ich habe solche Angst vor diesem Tod, denn die kleinen Kinder werden lebend in die Grube geworfen. Auf Wiedersehen für immer. Ich küsse Dich inniglich. Deine J.“ Damit Judith und die Zahllosen, die dasselbe Schicksal erlitten haben, nie in Vergessenheit geraten, werden ihre Stimmen und Schreie im ?Raum der Namen“ sichtbar und hörbar. Um diesen Ermordeten die ?letzte Ehre“ erweisen zu können, bitte ich um Ihre Spende.“

Die zehntausendste Hör-Biografie im „Raum der Namen“
Arnold Levy wurde am 20. November 1905 in Berlin geboren. Er war 12 Jahre alt, als sein Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg starb. Arnold Levy besuchte das Gymnasium, wurde Handelsvertreter und heiratete. 1934 wurde die Ehe geschieden. Er lernte Luise Leubner kennen, die er als Jude jedoch nicht heiraten durfte. Das Paar bekam zwei Kinder. Als die Verfolgung der deutschen Juden durch die Nationalsozialisten immer intensiver wurde, schlug ihm sein Bruder vor, mit ihm nach Palästina auszuwandern. Arnold Levy lehnte ab, weil er seine Familie nicht zurücklassen wollte. 1942 deportierte die SS ihn nach Riga, später nach Kaunas. Von dort wurde er in das Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo er unter grausamen Bedingungen Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten musste. Er starb am 4. Februar 1945 unter unbekannten Umständen. Arnold Levy war 39 Jahre alt.

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