2015 trat die Universitätsmedizin Rostock der gemeinnützigen DGFG als Gesellschafter bei – dem größten Netzwerk der Gewebemedizin in Deutschland. Weitere Gesellschafter sind seit 2007 die Medizinische Hochschule Hannover, das Universitätsklinikum Leipzig und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. „Wir freuen uns, mit der Universitätsmedizin Rostock einen etablierten Partner in MV gefunden zu haben“, sagt Börgel. „Durch die konstruktive Zusammenarbeit mit regionalen Partnern eröffnen wir der Gewebespende neue Perspektiven“, sagt Börgel. Der Beitritt der Universitätsmedizin Rostock setze ein deutliches Signal in der Region. Alle größeren Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten seit Jahren mit der DGFG zusammen.
Voraussetzung für jede Transplantation ist die Augenhornhautspende. Die DGFG koordiniert seit vielen Jahren gemeinsam mit der Universitätsmedizin Rostock, der Universitätsmedizin Greifswald, den HELIOS und Sana Kliniken sowie mehreren DRK-Krankenhäusern die Gewebespende in MV, zu der auch die Hornhautspende gehört. Das Bundesland hatte auch 2015 die meisten Gewebespender im bundesweiten Vergleich. Insgesamt haben 394 Menschen ihre Augenhornhaut nach dem Tod gespendet. In Rostock waren es 116 Spender. „Mit diesem Geschenk ans Leben konnten wir alle Transplantationsprogramme in MV mit Hornhäuten versorgen“, sagt Börgel. Gewebe werden im Gegensatz zu Organen nicht sofort transplantiert. Sie werden zuvor in einer Gewebebank aufbereitet und gelagert. Die DGFG betreibt in Schwerin gemeinsam mit den HELIOS-Kliniken eine ihrer größten und modernsten Gewebebanken. 2015 gingen dort insgesamt 744 Hornhäute ein. Die Gewebespenden kamen überwiegend aus MV, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands. 2015 haben insgesamt 2.089 Menschen im Netzwerk der DGFG Gewebe gespendet. Das entspricht einer Steigerung von knapp 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Neben der Kornea- und Gewebebank Schwerin arbeitet die DGFG seit vielen Jahren mit den beiden universitären Hornhautbanken in Rostock und Greifswald zusammen. Spenden aus MV werden in der Regel in einer dieser regionalen Gewebebanken für die Transplantation vorbereitet. Der Bedarf an Hornhauttransplantaten im MV kann mittlerweile mehr als gedeckt werden. „Deshalb profitieren auch zahlreiche andere Transplantationsprogramme in ganz Deutschland von der positiven Entwicklung“, sagt Börgel. Die DGFG hat in den vergangenen Jahren in innovative Technologien investiert, um neue Verfahren bei der Bearbeitung von Geweben zum Einsatz zu bringen. Seit Dezember 2015 hat die DGFG als einzige Einrichtung in Deutschland die Erlaubnis, im Reinraum vorpräparierte Hornhäute für DMEK-Transplantationen abzugeben. Bei dieser OP-Technik muss der Operateur nur eine dünne Schicht der Hornhaut austauschen. Die Sehfähigkeit der Patienten erholt sich schneller. Das Infektionsrisiko sinkt. Mehr als zwei Drittel der transplantierten Patienten an der Universitäts-Augenklinik haben bereits von diesen lamellären Transplantationen profitiert.
Die Gewebespende, insbesondere die Augenhornhautspende, ist im Gegensatz zur Organspende nicht an die Feststellung des Hirntods gebunden. Deshalb sind ein Großteil der in Deutschland verstorbenen Menschen mögliche Augenhornhautspender. Etwa 8.000 Patientinnen und Patienten benötigen allein in Deutschland jährlich eine Augenhornhauttransplantation. Sie wird seit über 100 Jahren erfolgreich praktiziert. Auch Brillen- oder Kontaktlinsenträger sowie Menschen mit einer Augenerkrankung oder einer Augenoperation kommen als Spender in Frage. Selbst die meisten Krebserkrankungen stellen keinen Ausschlussgrund dar. „Die älteste Hornhautspende kam von einem über hundertjährigen Menschen“, sagt Börgel. Die Entnahme sei bis zu 72 Stunden nach dem Tod möglich.
(Alle Jahreszahlen 2015 sind vorläufig.)