Zu den Meldungen zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt erklaert der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Ernst Dieter Rossmann:
Die Einschaetzung eines Interessenverbandes allein stellt kein Gesamtbild des Ausbildungsmarktes dar und sollte auch nicht so dargestellt werden. Die Fakten liegen auf dem Tisch und sind auch fuer Journalisten recherchierbar: Derzeit sind bundesweit rund 50.000 Bewerber mehr auf der Suche, als es offene Ausbildungsplaetze gibt. Statt der schon zur jaehrlichen Tradition gewordenen Meldung des DIHK einer „Planuebererfuellung“ im Handwerk auf den PR-Leim zu gehen, sollten auch hier die Daten nicht kontextfrei in die Welt geblasen werden. Die SPD-Bundestagsfraktion fordert daher Bildungspolitik und Wirtschaft auf, den „Schoenfaerbern“ nicht zu folgen, sondern in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen.
Nuechtern betrachtet ist das Wachstum bei den Vertraegen im Handwerk von 1,8 Prozent erfreulich, aber mitnichten ein „Boom“.
Letztes Jahr zum gleichen Zeitpunkt musste ein Rueckgang von 5,1 Prozent festgestellt werden. Und auch 15.000 offene Stellen sind angesichts der Gesamtzahl von rund 150.000 derzeit saisongemaess offener Ausbildungsplaetze alles andere als eine Trendwende.
Besondere lokale Entwicklungen etwa im Osten sollten nicht als Gesamttrend missverstanden werden. Auch im Handwerk ist also lediglich ein zoegerliches Annaehern an die Ausbildungsintensitaet von vor der Krise festzustellen, ohne dass sie bisher erreicht wird.
Gerade in Zeiten sinkender Schulabsolventenzahlen muessen Wirtschaft und Politik sich verstaerkt um diejenigen kuemmern und sie in eine qualifizierende Ausbildung bringen, die bisher keine Chance bekommen haben. Die Zahl der Schulabbrecher steigt wieder an, die Benachteiligung insbesondere von jungen Menschen mit Migrationshintergrund ist ungebrochen und weiterhin haben rund 1,5 Millionen Menschen ueber 20 Jahre keinen Berufsabschluss. Wenn man diejenigen noch hinzunimmt, die erst einmal in Warteschleifen geschickt werden, dann wird die Angebotsluecke noch groesser. Und sie ist fuer zahlreiche junge Menschen und fuer ihre Muetter und Vaeter harte alltaegliche Realitaet.
Die Demografie allein wird keine Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt leisten koennen. Der anstehende Ausbildungspakt III kann nur erfolgreich sein, wenn er dieses nuechterne Gesamtbild beruecksichtigt und entscheidende Massnahmen fuer die bessere Ausnutzung unserer Bildungspotenziale vereinbart.
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