Landrätin Johanna Rumschöttel, die als stellvertretende Vorsitzende des Vereins die Konferenz eröffnete, erklärte, welcher Gedanke hinter dem Begriff der Metropolregion steht: „Wir haben uns dafür entschieden, dass wir uns gemeinsam positionieren wollen – das heißt, dass wir als Stadt und ländlicher Raum gemeinsam für eine starke Region arbeiten“. Im Landkreis Füssen zeige sich, dass der ländliche Raum nicht nur Landschaft zu bieten habe, sondern auch ein hohes Maß an Wirtschaft und Hightech. Landrat Johann Fleschhut betonte ebenfalls die Kraft des ländlichen Raumes und machte mit Beispielen deutlich, dass auch abseits von Großstädten hochkarätige Kultur zu finden sei: Schlosskonzerte auf Neuschwanstein, Passionsspiele in Waal, das Künstlerhaus in Marktoberdorf oder Veranstaltungen wie die Kulturexpedition.
Gemeinsame Identität durch Kultur
Füssen war nicht nur mit Blick auf den ländlichen Raum ein geeigneter Veranstaltungsort, sondern auch für das Thema Kultur besonders geeignet, wie Gabriel Engert, Kulturreferent der Stadt Ingolstadt und Leiter der Arbeitsgruppe Kultur, erklärte. Ludwig II., der diesen Ort bis heute präge, habe Kultur als seinen entscheidenden Lebensentwurf empfunden. Allerdings seien Kunst und Kultur für Ludwig ein Gegenentwurf zum politischen Raum gewesen. „Damit es zu dieser Konfrontation zwischen kulturellem Lebensraum und politischem Raum nicht mehr kommt, sondern aus beiden ein Zusammenwirken entsteht, hat die Europäische Metropolregion München eine Arbeitsgruppe Kultur ins Leben gerufen“.
Die Akteure haben bereits einige Ideen erarbeitet, wie die Metropolregion München sowohl das bekannte reichhaltige Kulturangebot wie auch noch unbekannte Schätze nutzen kann, um das Profil der Region und das Gefühl einer eigenen Identität zu stärken. So sollen demnächst kulturelle Besonderheiten der Region als „EMMpfehlung“ zusammengefasst werden. Denkbar sei auch ein Festival der Europäischen Metropolregion München, das aus dem bestehenden Kulturangebot entwickelt werden könnte.
„Aristoteles hätte seine Freude an der Metropolregion gehabt“
Eine philosophische Reflexion zur Bedeutung von Kultur als wichtige Basis für die Lebensqualität einer Gesellschaft gab Professor Clemens Sedmak, Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen (IFZ) aus Salzburg. Er machte mit Beispielen deutlich, dass Kultur ein enorm wichtiger Faktor für eine Gesellschaft ist. „Kultur ist das, was hält, wenn alles andere aus den Fugen gerät“, sagte Sedmak. So würden immaterielle Dinge wie Werte oder Wissen – die „intangible Infrastruktur“ – gerade in schwierigen Zeiten Kraft geben. Dies sei nicht nur für jeden einzelnen von Bedeutung, sondern auch für eine Region oder ein Land. Mit einem Blick auf die Zukunft gab er zu bedenken: „Wenn wir nicht kulturell gegensteuern, frisst die Ökonomie die Kultur und die Menschlichkeit auf“. Die Idee einer Metropolregion, in der unterschiedliche Akteure verschiedene Themen gemeinsam für die Region voranbringen, bewertete Sedmak positiv: „Die Metropolregion ist eine Einheit, die Vielfalt zusammenbringt. Aristoteles hätte seine Freude an der Metropolregion gehabt“.