Ernährung ist nicht nur die Versorgung des Organismus mit Kalorien und relevanten Nährstoffen zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen. Ein ganz wichtiger Aspekt der Ernährung ist bei Menschen auch die Lustbefriedigung, zu der in allen Kulturen ganz besonders die Komponente „süß“ beiträgt. Nach der jahrelangen Verteufelung von Fett und Cholesterin steht jetzt jedoch der Zucker im Fokus der Kritik von Ernährungsideologen. Süß macht, zumindest will man uns das glauben lassen, krank und ist Ursache vieler Übel. Allen täglichen Meldungen über unseren angeblich durch falsche Nahrung selbst verschuldeten Untergang zum Trotz steigt die Lebenserwartung allerdings kontinuierlich an. „Aber das immer länger dauernde Leben soll kein dolce vita, kein süßes Leben mehr sein, sondern eine freudlose Zeit der Selbstbeherrschung und Disziplin“, argwöhnt Brendel.
Eine seriöse wissenschaftliche Grundlage für den behaupteten monokausalen Zusammenhang von Zucker und Übergewicht bzw. Krankheiten gibt es aber ebenso wenig wie für den von Fett oder Cholesterin. Weder einzelne Nährstoffe noch Lebensmittel sind an sich gut oder böse. Was allein zählt, ist eindeutig immer die Gesamtauswahl in Kombination mit dem Lebensstil und den Genen. Aus dieser Komplexität lässt sich jedoch kein Profit schlagen. Quintessenz des lesenswerten Buches: „Die Feinde des genussvollen Lebens sind zugleich die Feinde der Freiheit in unserer Gesellschaft“ (Die Zucker-Lüge, Ludwig-Verlag ISBN 978-3-453-28075-5, 16,99 Euro).