Können wir von heute auf morgen auf das Kupieren von Ringelschwänzen verzichten? AVA-Tagung beschäftigt sich intensiv mit der Thematik

Ziel ist das Verzichten auf das Schwänzekupieren
 
Das Kupieren der Schweineschwänze, seit über 50 Jahren eine „normale“ zootechnische Maßnahme bei Schweinen, wird über kurz oder lang über den politischen Weg verboten werden. Dieser Herausforderung stellen sich zurzeit Landwirtschaft und Tiermedizin, wie auch die kürzlich stattgefundene Fachtagung der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) im münsterländischen Horstmar-Leer zum Thema Kupierverbot von Schweineschwänzen zeigt. „Fangen wir früh genug an, uns mit der Problematik auseinanderzusetzen, bevor die Politik gesetzlich das Schwänzekupieren verbietet“, so der Leiter und Gründer der Akademie, Ernst-Günther Hellwig, selbst Agrarwissenschaftler und Fachtierarzt für Schweine in seiner Begrüßung. Eine sofortige Umsetzung des Kupierverbotes durch Politik und dem Handel wären aber eindeutig kontraproduktiv und würden dem Tierwohl und Tierschutz nicht gerecht werden, denn kann auf den Betrieben ganz schnell zu schwerwiegenden Erkrankungen der Tiere kommen, wie bereits zu Beginn der AVA-Veranstaltung in der Diskussion mit Referenten und dem teilnehmen Fachpublikum mit über 80 Teilnehmern, bestehend aus Wissenschaftler, Tierärzten, Landwirten, Beratern und Meinungsbildner, festgestellt wurde. Die praktische Umsetzung eines Kupierverbots kann nur in kleinen Schritten und auf Grundlage validierter wissenschaftlicher Erkenntnisse und Untersuchungen erfolgen. Diese Grundlagenforschungen und bisherigen Ergebnisse stellten die Referenten aus der Wissenschaft und Ministerium dem Auditorium vor. Natürlich ist allen bewusst, dass die Schwanzbeißproblematik multifaktorielle Ursachen hat, für deren Vermeidung es keine allgemeingültigen Lösungen geben wird. Jeder einzelne Schweinehalter braucht also betriebsindividuelle Lösungen, die nach erstellten Checklisten abgearbeitet werden können. Tierwohl, Fütterung, Stallklima,… . Es gibt unzählige Einflussfaktoren dieser Untugenden wie z. B. das Schwanz- und Ohrenbeißen der Schweine. Äußerst interessant waren die Ausführungen von drei Landwirten, die bereits auf ihren Höfen das Schwänzekupieren verbannt haben und aus ihrem Erfahrungsschatz berichten konnten. Natürlich hätte es Rückschläge gegeben, aber mehr und mehr kommen die Praktiker hinter die Ursachen dieser Untugenden: „Beachten sie das Futter und das Wasserangebot, geben Sie Raufutter wie frisches Gras oder Silage, kontrollieren Sie die wichtigen und unterschiedlichen Temperarturbereiche für die Schweine, beobachten Sie die Tiergruppe und agieren sie sofort, wenn es zu Auffälligkeiten kommt…“. Das äußerst engagierte Fachpublikum diskutierte sehr intensiv die Beiträge der Referenten. Auch waren zwei norwegische Redner der AVA-Einladung gefolgt. Sie berichteten, welche Maßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls in Norwegen über Zucht und Haltung verfolgt werden. Die beiden Vorträge wurden äußerst interessiert vom Fachpublikum aufgenommen, denn wir können auch „norwegische Erkenntnisse“ mit in die hiesige Diskussion einfließen lassen. Nach neun Stunden intensiven Tagens konnte als Fazit zusammengefasst werden, dass wir Schritt für Schritt dem Ziel des Langschwanzes im Schweinestall näherkommen. Es bedarf aber noch vieler spezieller wissenschaftlicher Untersuchungen, damit wir dem optimierten Tierwohl und Tierschutz im Stall immer näher kommen und tiergerechter werden. Tiermedizin, Landwirtschaft und Wissenschaft waren sich einig, intensiv an der Thematik zu arbeiten, denn wir wollen alle „das Beste“ für unsere Tiere. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am endgültigen Ziel angekommen, so AVA-Gründer und Leiter, Ernst-Günther Hellwig.

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