Geduld ist erforderlich, wenn man mit Gummistiefeln in der Hüttwinklache stehend Goldkörner aus dem Sand filtern möchte. Und vor allem die richtige Technik: Zuerst muss die gefüllte Schüssel unter Wasser kräftig geschüttelt werden, damit schwere Teile zum Boden sinken, dann seitwärts hin und her, sodass der jeweils oberste Sandbereich abfließen kann. Ist nur noch eine Handvoll Material in der Goldwaschpfanne, wird sie aus dem Wasser gehoben und der restliche Sand vorsichtig mit kreisförmigen Bewegungen über den Rand hinausgespült, bis die Nuggets sichtbar werden. Die Chancen dafür stehen im Raurisertal gut, denn laut Schätzung von Fachleuten lagern noch rund 120 Tonnen Gold in der Goldberggruppe.
1.000 Jahre Tauerngold
Auf der Maschlalm im Seidlwinkltal wurde im 19. Jahrhundert ein keltischer Halsreif aus purem Gold gefunden – ein Hinweis, dass schon Kelten und Römer im Raurisertal Gold abgebaut haben könnten. Nachweislich wurde über ein Jahrtausend lang nach Tauerngold geschürft, vom Hochmittelalter bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Mittelalter lag in den 450 Zechen der Goldberge das größte Abbaugebiet Europas, mit einem Zehntel der weltweiten Produktion. Die Hochblüte des Goldabbaus war um etwa 1550. Was damals aus den Stollen ans Tageslicht befördert wurde, bildete die Grundlage für den Reichtum und die Macht der Salzburger Erzbischöfe. Bis 1929 wurde nach Gold geschürft. Die Spuren davon sind unübersehbar, mitten in Rauris, auf den Tauerngold-Wegen in Kolm Saigurn und am Gletscherschaupfad am Hohen Sonnblick. Dort stehen alte Stollen und Ruinen, Bremser- und Radhäuser, Knappen- und Gewerkenhäuser. Das Rauriser Talmuseum widmet sich Ignaz Rojacher (1844–1891), dem letzten Gewerken im Raurisertal. Er brachte auch elektrisches Licht, das Telefon, die ersten Skier ins Raurisertal und errichtete das Sonnblick-Wetterobservatorium.
Goldgräber und „Stoasucher“
Goldwäscher, die im 21. Jahrhundert ihr Glück versuchen möchten, werden im Raurisertal an historischen Originalschauplätzen fündig. Am Goldwaschplatz Bodenhaus wird unter fachkundiger Anleitung wie schon vor Jahrhunderten Gold aus dem Naturbach gewaschen. Die Rauriser Stoasucher zeigen auch stolz ihre zu Hause gesammelten Schätze vor, wenn man sich mit ihnen in Verbindung setzt. Auf der Heimalm an der Mittelstation der Rauriser Hochalmbahn liegt der zweite Goldwaschplatz mit einem zwei Meter hohen Wasserrad und einer Mineralienwelt – und darüber auf der Hochalm an der Bergstation die höchst empfehlenswerte Greifvogelwarte mit täglichen Flugvorführungen. www.raurisertal.at
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