In dieser Woche strömen wieder hunderttausende
Besucher zur Internationalen Tourismusbörse (ITB) nach Berlin. Jedes
Jahr verreisen eine Milliarde Menschen. „Mittlerweile achten immer
mehr Reisende und Touristikunternehmen auf ökologische und soziale
Zusammenhänge“, sagt Ulrich Witte, Abteilungsleiter für
Umweltkommunikation bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Denn nachhaltiger Tourismus – in Deutschland und international – sei
wichtig für den Natur- und Umweltschutz und stärke die Entwicklung
der Urlaubsregionen. Während es hierzulande bereits Bemühungen für
einen naturverträglichen Tourismus gebe, stehe die Entwicklung in
Mittel- und Südosteuropa noch am Anfang. Witte: „Wir wollen bei
Tourismus-Akteuren und Einwohnern ein Bewusstsein für den
Umweltschutz schaffen und ihre eigene Handlungsfähigkeit fördern.“
Nachhaltiges Wirtschaften bedeute, soziale, ökologische und
ökonomische Verantwortung zu tragen – dafür stehe der Begriff
Corporate Social Responsibility (CSR), sagt Witte. In der
Tourismusbranche beziehe er sich sowohl auf die eigenen internen
Unternehmensprozesse als auch auf die Reiseangebote und die
Bedingungen vor Ort. Das forum anders reisen in Freiburg, die
Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung und die
Zertifizierungsgesellschaft TourCert (beide Stuttgart) hätten
gemeinsam Kriterien für Reiseunternehmen definiert, die sich am CSR
orientieren – etwa zum Ausstoß von Kohlendioxid, Ressourcenverbrauch
und zur lokalen Wertschöpfung. Reiseunternehmen würden darin
geschult, sowohl ihre eigene Beschaffung als auch ihre Reiseangebote
anhand dieser Indikatoren zu prüfen. In einem CSR-Bericht hielten sie
neben den Ergebnissen der Auswertung auch ein Unternehmensleitbild
und ein verbindliches Verbesserungsprogramm fest, die auch für die
Kunden einsehbar seien. Nachdem externe Gutachter die Berichte
geprüft hätten, entscheide ein Zertifizierungsrat über die Vergabe
des Siegels „CSR Tourism Certified“. Am 5. März zeichnet TourCert bei
der ITB wieder nachhaltige Tourismusunternehmen mit dem
Nachhaltigkeits-Siegel aus.
Auch Jugendherbergen achteten immer mehr auf Nachhaltigkeit, so
DBU-Expertin Verena Exner. So hätten die „Jugendherbergen im
Nordwesten“ als erster Landesverband im Deutschen Jugendherbergswerk
ein nachhaltiges Unternehmenskonzept entwickelt und erfolgreich in
die Praxis umgesetzt. Das Projekt führe den Nachhaltigkeitsgedanken
in 34 Jugendherbergen im Nordwesten Deutschlands ein – mit Impulsen
für die deutschlandweit über 500 Jugendherbergen.
„Im Gegensatz zu Deutschland steckt die Entwicklung für einen
nachhaltigeren Tourismus in den Balkanländern teilweise noch in den
Kinderschuhen“, sagt Claudia Domel, DBU-Sonderbeauftragte für Mittel-
und Osteuropa. So auch beim Naturpark Belasitsa, der sich im
Grenzgebirge zwischen Bulgarien, Mazedonien und Griechenland befindet
und durch vielfältige Naturwälder und die größten zusammenhängenden
Esskastanienwälder der Balkanhalbinsel auszeichne. Durch ein
trinationales DBU-Projekt zwischen Bulgarien, Mazedonien und
Griechenland solle das Belasitsa-Gebirge mit seiner vielfältigen
Pflanzen- und Tierwelt in eine nachhaltige Regionalentwicklung
einbezogen und der Naturtourismus gefördert werden.
In Kooperation mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs),
Schutzgebietsverwaltungen und der Stiftung Europäisches Naturerbe
entwickelten Pensionen, Restaurants und Naturparks konkrete Angebote
für Touristen. Auf dem Programm stünden etwa das Erarbeiten einer
dreisprachigen Image-Broschüre, einer Internetseite und
Informationstafeln für Wanderwege. Zudem entwickelten Jugendliche und
Studenten in Austauschprogrammen mit ihren Nachbarländern weitere
naturtouristische Konzepte. Die Ergebnisse würden Reiseveranstaltern
aus allen drei Ländern präsentiert, damit sie den Naturpark als
Reiseziel in ihr Programm aufnehmen.
Geringes Umweltbewusstsein und eine mangelnde Qualifizierung der
Akteure stünden auch der europäischen und globalen Bedeutung der
Ohrid-Region in Mazedonien als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe und
Schnittpunkt des Grünen Bandes Europa entgegen, so Domel. Das solle
mit einem deutsch-mazedonischen Trainings- und Netzwerkprogramm für
Reiseanbieter, Hotels, Verbände, NGOs und Dozenten der Fakultät für
Tourismus Ohrid der mazedonischen Universität Bitola geändert
werden. Dazu entwickelten zunächst zehn lokale Akteure ein
Trainingsprogramm etwa zu „Tourismus in Schutzgebieten“ oder „Umwelt-
und Qualitätsmanagement“ mit einem Handbuch in Englisch und
Mazedonisch. Im Sinne eines Schneeball-Systems sollten sie bis zu 260
Studierende der Universität Ohrid schulen und ebenso zahlreiche
Kooperationspartner in der Region und den benachbarten Balkanländern
qualifizieren, die dann ebenfalls ihr Wissen weitergeben. Um auch den
Know-how-Transfer in Deutschland zu fördern, finde ein Teil des
Programms in der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
statt.
„Die grenzüberschreitenden Projekte der DBU fördern auch das
interkulturelle Miteinander und stärken dadurch den europäischen
Gedanken“, betont Witte. „Dadurch, dass verschiedene Kulturen
zusammen dieselben Ziele verfolgen, wächst auch das Verständnis
untereinander. Letztlich ermöglichen die Projekte nicht nur einen
sozialen Zugewinn für die Teilnehmer, sondern auch einen
wirtschaftlichen und ökologischen für die jeweilige Region.“ Bisher
hat die DBU über alle inhaltlichen Themenfelder insgesamt 457
internationale Projekte mit rund 53 Millionen Euro gefördert.
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