Neue OZ: Kommentar zu Denkmäler / Walhalla

Rumpelkammer der Erinnerung

Berühmtheit ist eine Sache von Sekunden – in Zeiten des Internets.
Die Walhalla hingegen bewahrt Berühmtheiten weiter für die Ewigkeit
auf. Ob Kaiser oder Komponisten – die bayerische Ruhmeshalle macht
ihrem Namen alle Ehre und versammelt wie das germanische Walhall
Größen der Vergangenheit, als seien sie tapfere Kämpfer gewesen. Das
wirkt anachronistisch. Dabei fordert das buchstäblich in Stein
gemeißelte Gedächtnis der Walhalla die auf Kürzestperioden
geschrumpfte Erinnerung der Popkultur heraus. Das ist produktiv.

Allerdings reicht der Effekt nicht weit, weil auch der
Erinnerungsschatz der Walhalla so unaufgeräumt wirkt wie ein
vermülltes E-Mail-Fach. Unter Deutschlands Ehren werden dort
Ausländer von Erasmus von Rotterdam bis Rubens dreist eingemeindet
oder Haudraufs wie Arminius geführt. Neben Geistesgrößen finden wir
Namen, die niemand mehr kennt – oder kennen will. In der Rumpelkammer
Walhalla sieht es aus wie auf dem Datenmüllplatz namens Internet.
Erinnerung will eben gepflegt werden. In jedem Medium.

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