Neue OZ: Kommentar zu Frankreich / Film / Festivals

Wer kann, ist in Cannes

An der Côte d“Azur entdeckt die Filmwelt eine vergessene Doku
Polanskis neu. Premiere hatte sie 1972 auf der Berlinale. Ins Kino
kam sie nie. Wunderbar, könnte man nun sagen: Cannes bejubelt Berlin.
Treffender wäre diese Lesart: In Frankreich wird gefeiert, was in
Berlin folgenlos geblieben ist.

Leider ist der Befund symptomatisch: Immer wieder leistet die
Berlinale Entdeckerarbeit, und verliert ihre Talente dann an das
glanzvollere Festival. Zu den aktuellen Favoriten in Cannes gehören
Asghar Farhadi und J. C. Chandor. Beide waren zuletzt in Berlin.
Beide waren nicht zu halten. Die verheerende Botschaft: Sobald ein
Künstler kann, geht er, nach Cannes.

Die französische Auferstehung des Polanski-Werks steht noch für
ein weiteres Muster: Wie die Doku finden überdurchschnittlich viele
Berlinale-Filme nie einen Verleih. Immerhin: Der aktuelle
Bären-Sieger „Mutter und Sohn“ kommt gerade in die deutschen Kinos.
Mal sehen, wo sein Regisseur den nächsten Film präsentiert.

Daniel Benedict

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
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