Neue OZ: Kommentar zu Gerhart Hauptmann

Die Ächtung der Werke ist Geschichte

Vergleicht man die Hauptmann-Euphorie vor allem im Berlin der
Jahrhundertwende, aber auch im europäischen Ausland, dann fällt ihr
Verblassen spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Sicher, der
Naturalismus wurde von anderen literarischen Strömungen abgelöst.
Doch am meisten schadete Hauptmanns riesigem Werk seine unkritische
Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus. Hauptmann blieb, während
andere Schriftsteller emigrierten, er las ohne Distanzierung Hitlers
„Mein Kampf“, und er ließ sich von den Nazis feiern, obwohl die
einige seiner zu aufrührerischen Werke verboten. Ein Schriftsteller,
der so scharf soziale Ungerechtigkeit beobachtete und anprangerte,
schwieg zum diktatorischen Unrechtsregime Adolf Hitlers –
enttäuschend.

In den Jahren nach dem Krieg gelangte kaum mehr als „Der
Biberpelz“ oder „Die Ratten“ in die Spielpläne. In letzter Zeit
besinnen sich Regisseure auf die politisch-soziale Kraft zur Revolte,
die in einigen Dramen steckt. Ihre Ächtung, ganz gleich durch wen,
ist damit Geschichte.

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