Neue OZ: Kommentar zu Italien / Museen / Goethe

Lust auf einen ungewöhnlichen Goethe

Ein Appartement für Goethe: Das klingt nach verrückter Luxuslaune,
trifft aber ganz den Kern der Sache. Denn der Weimarer Minister und
früh berühmte Dichter wünschte sich seinerzeit, was viel später
Virginia Woolf „A Room of One“s Own“, ein eigenes Zimmer, nennen
sollte, einen Ort ganz für sich allein, ein eigenes Zimmer als Symbol
für jenen Freiraum, den jeder Mensch braucht, um zu sich selbst zu
finden.

Denn Goethe war vor seiner Reise nach Italien, was heute schnell
als „ausgebrannt“ bezeichnet wird. Der später als Klassiker auf das
Marmorpodest gehobene Goethe war mit seinen Möglichkeiten am Ende. In
Rom tat er, was ihm daheim keiner hätte durchgehen lassen: Er
probierte sich aus, ohne auf das Ergebnis zu achten.

Als Zeichner, als Liebenden, als fröhlichen Menschen in der
Künstlerrunde können sich noch immer viele Menschen den ersten
deutschen Dichterfürsten kaum vorstellen. Das allein rechtfertigt den
Einsatz für ein kleines Museum, das nur wenige Kulturtouristen
betreten. Dabei hätte die „Casa Goethe“ mehr Publikum verdient, ein
Publikum mit Lust auf einen ungewöhnlichen Goethe.

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Neue Osnabrücker Zeitung
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Telefon: +49(0)541/310 207

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