Raubbau am kulturellen Erbe?
Altmeister-Gemälde sind wundervolle Kunstwerke, und hochsensible
dazu. Die oft noch auf Holztafeln gemalten Bilder haben Jahrhunderte
überstanden. Das verpflichtet die heutige Generation, diese
Kulturschätze in möglichst unbeschadetem Zustand weiterzugeben. Doch
Großausstellungen funktionieren nur mit exklusiven Exponaten. Gerade
die besten Bilder der Altmeister sind gefragt und reisen um den
Globus, ebenso wie Showstars. Ein zum Dauerevent verdichtetes
Ausstellungsgeschehen beschleunigt noch diese weltweite
Bilder-Zirkulation. Droht der Raubbau am kulturellen Erbe?
Das muss nicht zwingend so sein. Gefragt ist nicht nur ein
sorgsamer Umgang mit wertvollen Leihgaben. Gefragt sind auch
Ausstellungen, deren Erkenntniswert die sensiblen Leihbewegungen
rechtfertigen. Bloße Sensationsmache sollte sich verbieten. Im
Zweifelsfall empfiehlt sich der Verzicht auf ein Ausstellungsprojekt.
Und die Besucher? Die sollten wertvolle Bilder nicht nur in
Blockbuster-Schauen betrachten, sondern vor allem dort, wo sie immer
hängen, in den ständigen Sammlungen der Museen. Dort gibt es
Kunstvergnügen ohne Ende. Dafür reist der Besucher, nicht das
empfindliche Bild.
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