Noch ein Schrein für München
München hat jetzt noch einen Mikado-Schrein der Kunst. Nach dem
Museum Brandhorst glitzert auch der Erweiterungsbau des Lenbachhauses
in schwereloser Stäbchenoptik. Das Bauwerk als Schatulle: Die
flirrende Außenhaut entfaltet programmatische Qualität. Die
Kontroverse um den Ankauf von Beuys“ Installation „Zeige deine
Wunde“, der Disput um Bilder des Blauen Reiters auf knallbunten
Wänden – alles Geschichte. Kunst muss nicht mehr durchgesetzt, sie
darf genossen werden. Auch in München.
Wie andere Erweiterungsbauten hilft der Münchener Kubus
gleichfalls, mit den Besucherströmen das Kunsterlebnis zu regulieren.
Der Neubau dokumentiert den Erfolg eines Museums. Drinnen strahlt die
Kunst im hypermodernen LED-Licht. Möge sie damit auch dringlicher
werden.
Doch jeder schöne Museumsbau historisiert die Kunst, die er zeigt.
Das gilt sogar für einst umkämpfte Beuys-Installationen. Der Neubau
mag ein Glück sein. Ein neuer Kunstskandal wäre das größere – als
Geburt einer Legende von morgen.
Stefan Lüddemann
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