Neue OZ: Kommentar zu Theater / Passionsspiele

Kreuz der Eventkultur

Abbitte für das aufdringliche Wortspiel – aber Oberammergau
beweist: Die Event-Fixierung ist das Kreuz der Kulturschaffenden.
Seit über 300 Jahren finden die Passionsspiele alle zehn Jahre statt.
Das Intervall darf als eine der ehernsten Traditionen der
Bühnengeschichte gelten – und doch ist es offenbar nicht mehr zu
halten. Künftig wird jährlich gespielt. Es ist bezeichnend, mit
welchem Vokabular dabei argumentiert wird. Von der Marke Oberammergau
ist die Rede, vom Medieninteresse, das weiter befeuert werden muss.

Die Logik ist im gesamten Kulturbetrieb bekannt: Kunst steht im
immer schärferen Wettbewerb um Aufmerksamkeit; je kostspieliger das
Ereignis, desto höher der Anpassungsdruck. Die Gefahr besteht in
wachsender Gleichförmigkeit. Gerade in Oberammergau hat das die
paradoxe Folge: Im Erfolgskampf wird der Seltenheitswert geopfert und
das Alleinstellungsmerkmal verwässert – im Rhythmus, der sich anderen
Festivals angleicht; in einer Professionalisierung, die den
Laiendarstellern die Authentizität austreibt.

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