Neue Wege aus der Trauer nach Fehlgeburt, Totgeburt oder Abtreibung

Nicht immer heilt die Zeit alle Wunden. Nach
einschneidenden Ereignissen wie
einer Fehl- oder Totgeburt oder nach plötzlichem
Kindstod können sich Schmerz oder Versagensgefühle in
die Seele brennen und verselbständigen. In manchen Fällen
führt auch ein Schwangerschaftsabbruch zu tiefen inneren
Konflikten und Schuldempfinden. Mit modernen Methoden
der Trauerbewältigung hilft Pascale Chartrain, Heilpraktikerin für Psychotherapie,
die quälenden Emotionen zu verarbeiten. Dabei setzt die Gründerin der
Berliner Praxis VALEO auf effiziente Kurzzeit-Methoden wie wingwave®-Coaching,
das aus dem Psychotherapie-Verfahren EMDR (Eye Movement
Desensitization and Reprocessing) entwickelt wurde. „Bereits nach
zwei bis fünf Stunden bekommen die meisten Klientinnen oder Klienten
ihre Gefühle wieder in den Griff“, berichtet Chartrain von ihren Erfahrungen.

„EMDR wird zum Beispiel bei der Therapie traumatisierter Kriegsveteranen eingesetzt,
der Erfolg ist durch Studien belegt“, erläutert die Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ihr
Behandlungskonzept ergänzt sie mit einem Verfahren namens „Dialog mit inneren
Bildern“ – eine Art imaginärer Austausch mit dem verstorbenen Kind. „Innere Bilder
entstehen in der Vorstellung, gespeist aus Erinnerungen“, erklärt Chartrain. „Sind
diese Erinnerungen nicht verarbeitet, werden automatisch mit den inneren Bildern
die entsprechenden Gefühle aktiviert.“

Nicht verarbeitete Trauer könne noch nach Jahren unkontrollierte
Gefühlsausbrüche verursachen, den Alltag und das soziale Leben belasten.
„Zu den Symptomen zählen Albträume, Schlafstörungen, Panikattacken,
Selbstvorwürfe, depressive Störungen oder Aggressionen, plötzliches
Weinen beim Anblick schwangerer Frauen oder Babys“, schildert die
Expertin. „Trauer zu unterdrücken kostet viel Energie – als müssten
wir ständig einen riesigen Ball voller Luft unter Wasser halten.“
Schon ein kleiner Auslöser kann diesen unbewussten Abwehrmechanismus
außer Kraft setzen – und die Emotionen drängen an die Oberfläche.
Nicht nur Frauen seien betroffen, sondern ebenso Männer. „Gerade
unter einer Fehl- oder Totgeburt leiden Männer sehr. Das wird häufig
übersehen, weil sie meist leise trauern.“

„In den Therapiesitzungen durchlaufen und bearbeiten wir alle
Situationen, die mit dem traumatischen Ereignis zusammenhängen“,
beschreibt Chartrain ihr Vorgehen. „Ein tot geborenes oder
abgetriebenes Kind erhält auch einen Namen, eine gedachte
Identität. Es wird liebevoll verabschiedet und in die Erinnerung
integriert“, so die Heilpraktikerin für Psychotherapie. „Die
Behandlung ist erfolgreich, wenn die Traurigkeit nicht mehr
überwältigt. Dann ist der Platz frei für ein anderes Kind.“

Hintergrund EMDR/wingwave®

Bei EMDR handelt es sich um ein komplexes psychotherapeutisches Verfahren,
welches bei der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen eingesetzt
wird. Dabei werden traumatische Erinnerungen sowie mit dem Trauma verbundene
Symptome bearbeitet. Die EMDR-Therapie wurde Ende der 1980er-Jahre von der
US-amerikanischen Psychotherapeutin Dr. Francine Shapiro entwickelt. EMDR steht
für Eye Movement Desensitization and Reprocessing (in etwa: Desensibilisierung
und Aufarbeitung durch Augenbewegungen) – der Blick des Patienten wird von
schnellen horizontalen Fingerbewegungen geleitet, die der Therapeut vor seinen
Augen ausführt („Winken“). Im dabei erzielten Effekt wird eine Ähnlichkeit zu den
Rapid-Eye-Movement-(REM)-Phasen während des Schlafes vermutet. Ebenso
im Einsatz sind beidseitige Handberührungen (Taps) oder beidseitige
Audio-Stimulation durch Töne. Es wird angenommen, dass diese bilateralen
Reize eine Synchronisation beider Hirnhälften anregen.

Basierend auf EMDR wurde die wingwave®-Methode entwickelt, die zudem
Elemente der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) sowie der Kinesiologie
aufnimmt. So wird beispielsweise der kinesiologische Myostatik- oder O-Ringtest
zur Erfolgskontrolle genutzt. Bei diesem Muskeltest schließt der Klient Daumen
und Zeigefinger zu einem festen Ring. Diesen versucht der Coach zu öffnen,
während er zum Beispiel Fragen zu verschiedenen Lebenssituationen stellt. So
wird geprüft, welche Wörter, Vorstellungen oder Außenreize Stress und damit
eine Lockerung der Muskeln auslösen. Das wingwave®-Coaching-Konzept
wurde 2001 von den Diplom-Psychologen Cora Besser-Siegmund und
Harry Siegmund entwickelt (Besser-Siegmund-Institut, Hamburg).

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