neues deutschland: Offene Fragen zum posthum veröffentlichten Roman „Der Überläufer“ von Siegfried Lenz

65 Jahre nach seiner Entstehung und anderthalb
Jahre nach dem Tod des Autors erschien im März 2016 im Verlag
Hoffmann und Campe Siegfried Lenz‘ Roman „Der Überläufer“. Die
Urfassung dieses Textes aber, dessen Veröffentlichung der Verlag 1951
abgelehnt hatte, lagert im bislang ungeordneten Nachlass des
Schriftstellers im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Wie der
Publizist Peter Borgwardt in der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
„neues deutschland“ berichtet (Ausgabe vom 14./15. Mai),
unterscheidet sich diese Fassung in entscheidenden Punkten von der
jetzt veröffentlichten. So läuft Lenz‘ Hauptfigur, der
Wehrmachtsoldat Walter Proska, im Original keineswegs aus Zwang zur
Roten Armee über, sondern aus eigener Überzeugung. Der damals erst
25-jährige Lenz hatte sein Manuskript auf Betreiben des Lektors Otto
Görner umgearbeitet – offenbar widerwillig, wie aus einem Brief
hervorgeht. Görner aber, der bei dem Volkskundler André Jolles
studiert hatte und SS-Mitglied war, lehnte auch die Veröffentlichung
der überarbeiteten Fassung ab. Was Lenz ursprünglich zu schreiben
beabsichtigte, so Borgwardt im „nd“, bleibt der Öffentlichkeit
weiterhin verborgen. Es steht in der ersten Fassung.

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