Oberflächen und Finish bei Klavier und Flügel

Zelluloselack

Durch Auflösen von Nitrozellulose in geeigneten Lösungsmitteln entstehen vorzugsweise farblose Lacke und Mattierungen. Die Verarbeitung geschieht meist im Spritzverfahren oder von Hand mit einem Stoffballen. Nitrozelluloselacke härten ausschließlich durch das Verdunsten des Lösungsmittels.
Die entstehenden Lackfilme sind dünn und elastisch, Härte und Abriebfestigkeit sind allerdings nicht sehr hoch. Es lassen sich auf relativ einfache Weise ansprechende Oberflächen für Klaviere und Flügel von matt bis Seidenglanz erzielen. Je nach Grundierung und Aufbau des Lackfilms unterscheidet man offenporige oder geschlossenporige Lackierungen. Mit NC-Lack erstellte Lackierungen sind nicht beständig gegen Wasser oder Alkohol. Da der Lackfilm jederzeit wieder angelöst werden kann, sind kleinere Reparaturen an Schadstellen kein Problem.
Mit Zelluloselack behandelte Klavieroberflächen sollten nur abgestaubt oder sparsam mit gebräuchlichen Möbelpflegemitteln behandelt werden. Feuchtes Abwischen verdirbt die Lackflächen schnell.

Polyurethan (PU) – Lack

Eine bessere Beständigkeit gegen äußere Einwirkungen haben Zweikomponentenlacke, die durch eine chemische Reaktion aushärten. Polyurethanlacke werden häufig auch (nach den Handelsnamen der Lackrohstoffe Desmophen und Desmodur) als DD-Lacke bezeichnet. Die in der Regel im Spritzverfahren verarbeiteten Lacke ergeben matte bis seidenglänzende Lackierungen, die je nach Aufbau offen- oder geschlossenporig sein können. Auch farbige Lackierungen für Flügel und Klaviere sind möglich. PU-Lacke sind kratz- und abriebfest und äußerst elastisch. Gegen Flüssigkeitseinwirkung sind sie gut beständig. Wegen möglicher Gelbfärbung des transparenten Lackes eignen sie sich allerdings nur schlecht für die Lackierung von hellen Hölzern.
Polyurethanlackierte Flächen können mit handelsüblichen Mitteln (Sprays oder Emulsionen) gereinigt und gepflegt werden.

Polyesterlack
Auch Polyesterlacke bestehen aus zwei Komponenten, die unmittelbar vor der Verarbeitung gemischt werden. Hauptbestandteil sind ungesättigte Polyesterharze, die in Styrol gelöst sind. Nach Zusatz eines Härters (organische Peroxide) reagiert das Gemisch innerhalb einiger Stunden und es entsteht ein harter, chemisch äußerst beständiger Kunststoff. Da das verwendete Lösungsmittel (Styrol) ebenfalls an der Reaktion beteiligt ist und in das Endprodukt eingebaut wird, härten Polyesterlacke ohne Verdunstung von flüchtigen Stoffen aus. Auch dicke Lackfilme fallen daher beim Härten nicht ein, was bei lösungsmittelbasierten Lacken praktisch immer der Fall ist.
Polyesterlacke werden durch Spritzen oder Gießen aufgetragen und nach dem Aushärten zunächst geschliffen und dann mechanisch poliert. Man erzielt farbige oder transparente Überzüge von höchstem Glanzgrad, deren mechanische und chemische Beständigkeit den anderen bei Möbeln gebräuchlichen Lacksystemen überlegen ist. Der technische Aufwand bei der Lackierung ist allerdings auch beträchtlich. Für hochglänzende Oberflächen bei neuen Klavieren und Flügeln ist die Polyesterlackierung zur Zeit das gebräuchlichste Verfahren. Auch bei Reparaturen wird sie häufig angewendet, insbesondere bei schwarz polierten Instrumenten. Gerade bei Reparaturlackierungen sind allerdings umfangreiche Vorarbeiten erforderlich, um dauerhaft gute Ergebnisse zu erzielen. Die alte Lackierung muss vollständig vom Klavier oder Flügel entfernt werden, um eine gute Haftung zu gewährleisten und unerwünschte Reaktionen zwischen altem und neuem Lack zu verhindern. Risse oder lose Stellen im Furnier bedeuten ebenfalls ein erhebliches Risiko für spätere Schäden. Daher werden Gehäuseteile häufig neu furniert oder ganz neu angefertigt, wenn mit Polyesterlack neu lackiert wird.
Kleinere Schäden an Polyesterlackflächen können durch Ausgießen und Nacharbeiten ausgebessert werden. Da sich der neue Lack mit dem alten dabei nur mechanisch, nicht aber chemisch verbindet, sind solche Reparaturen nicht unproblematisch. Häufig ist es nötig, beschädigte Teile komplett neu zu lackieren, um ein vollwertiges Ergebnis zu erzielen.
Zur Reinigung von Polyesteroberflächen eignet sich ein weiches Tuch, das etwas angefeuchtet wird. Besonders bewährt haben sich dazu Fensterputzmittel wie zum Beispiel Sidolin. Trockenes Abwischen erzeugt feine Kratzer auf der Klavieroberfläche und sollte daher vermieden werden. Es gibt auch spezielle Präparate zur Reinigung und Pflege von Polyester-Hochglanzlackierungen bei Klavieren und Flügeln.

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