Kein Mensch muss Krabbelgetier herunterschluc-ken
oder sich mit fünftklassigem Singsang zur Lachnummer der Nation
machen lassen, man braucht weder Modelmaße noch Muskelkraft: Ist es
nicht tröstlich, dass eine so altmodisch aufgezogene Sendung wie „Wer
wird Millionär?“ seit mehr als zwölf Jahren Millionen Menschen vor
den Bildschirm lockt? Ein Wissensquiz als sympathischer Gegenentwurf
zum Actionfernsehen – und das ausgerechnet beim Krawallsender RTL.
Die Faszination am simplen Frage-Antwort-System ist demnach
ungebrochen. Weil es den Mythos vom schnellstmöglichen Weg zum
Vermögen mit einem Nervenspiel verbindet, das alle emotionalen
Facetten bereithält, die uns fesseln: Jubel und Ernüchterung, Triumph
und Scheitern, Gewinn und Verlust liegen nur ein paar Sekunden
auseinander. Wir schämen uns fremd, wenn die 500-Euro-Frage zur Hürde
wird, wir bangen mit bei der Millionenfrage, wenn wir dem Kandidaten
gewogen sind, und natürlich packt uns Besserwisser immer wieder der
Mitmachfaktor. Der Reiz ist und bleibt groß. Daher ist auch kein Ende
der Show abzusehen, die sich seit dem Eiertanz um „Wetten dass..?“
als letzte Konstante im deutschen Unterhaltungsprogramm behauptet.
Selbstverständlich auch ein Verdienst von Günther Jauch. Er sitzt da
am richtigen Platz.
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