Neue OZ: Kommentar zu Literatur / Kinderbücher

Gegen die Retusche

Rassismus im Kinderbuch? Das schockiert. Vor allem dann, wenn es
um die Klassiker des Genres geht. Manche Verlage fackeln dann nicht
lange. Sie greifen in den Text ein, korrigieren, was aus heutiger
Sicht unzumutbar erscheint. Und machen damit genau das Falsche.

„Südsee-König“ statt „Neger-König“: Das ist eine solche
Textretusche, die eine Peinlichkeit aus einem Pippi-Langstrumpf-Buch
aus der Welt schaffen soll. Doch der Eingriff in den Text bleibt eben
doch ein Eingriff. Er kann nicht vergessen machen, dass der Text von
Astrid Lindgren in die Jahre gekommen ist und zwangsläufig
Formulierungen mit sich führen muss, die nicht mehr zeitgemäß sind.

Dagegen hilft kein Textpflaster. Die Wunde im Text bleibt eine
Wunde. Es ist besser, mit unerträglichen Formulierungen offen
umzugehen und Klartext über das zu reden, was uns heute daran stört –
vor allem mit Kindern. Die können im Gespräch lernen, warum Rassismus
unerträglich ist – und dass auch Kinderbuchhelden nicht vollkommen
sind.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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