Neue OZ: Kommentar zu Medien / Fernsehen / Auszeichnungen

Vor dem Karren

Mesut Özil kommt sich in diesem Jahr wahrscheinlich vor wie in
einem nicht enden wollenden Traum. Erst spielt der schmächtige
Fußballer mit den türkischen Wurzeln eine fabelhafte WM, dann
verpflichten ihn die „Königlichen“ von Real Madrid, schließlich
steigt die Kanzlerin samt Fotografentross vom Ehrenlogensitz in die
Umkleidekabine hinab, um dem verschwitzten Kicker zu gratulieren. Und
nun wird er auch noch mit dem „Bambi für Integration“ ausgezeichnet.

Es sei ihm gegönnt – die beiden letzten Ereignisse sollten Özil
allerdings auch gezeigt haben, was passiert, wenn man etwas besser
kann als andere: Man wird ausgenutzt, vor einen von Bambis gezogenen
Karren gespannt – und kann sich kaum dagegen wehren. Politiker
wussten sich schon immer mit erfolgreichen Sportlern zu schmücken,
der Burda-Verlag und mit ihm die ARD stehen ihnen da in nichts nach.
Özil ist „in“, also erfindet man einen Preis für ihn und steigert
damit Auflage und Quote.

Diejenigen Menschen, die sich tatsächlich um die Integration von
Migranten verdient machen, müssen weiter träumen. Davon, dass sie
auch mal von Burda und der „Bunten“ bewundert werden. Und davon, dass
die ARD ihnen vielleicht mal um 20.15 Uhr und nicht erst gegen
Mitternacht ein wenig Beachtung schenkt.

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