WAZ: Aber die Musik war gut. Kommentar von Jens Dirksen

Früher war nicht nur das Wetter besser, sondern auch
die Zukunft: Das ist so ein Satz, den man von Menschen im
altersteilzeitfähigen Alter vielleicht erwarten würde. Umso
erfrischender, wenn eine Ikone der “60er-Jahre wie Marianne Faithfull
jetzt sagt, so wild, wie alle Welt heute meint, sei es damals gar
nicht gewesen – und eigentlich habe man gar nicht rebellieren,
sondern nur Drogen und lange Haare haben wollen.

Gedächtnisforscher wie Philosophen wissen, dass die Erinnerung an
die Vergangenheit beinahe jeden Tag neu geschrieben wird – ganz so,
wie es zur jeweiligen Gegenwart passt. Kein Wunder also, dass oft nur
die Extreme, das besonders Gute und das besonders Schlechte, in
Erinnerung bleiben. Kaum etwas ist so schwierig zu schreiben wie die
authentische Alltagsgeschichte einer Ära.

Und selbst wenn es den Beteiligten vor allem um Bewusstseins- und
Haartracht-Erweiterung gegangen sein sollte: Die „Swinging Sixties“
haben eine Menge Veränderungen angestoßen und gerade den
gesellschaftlichen Alltag freier gemacht.

Aber das Beste daran war sowieso die Musik. Auch ohne Drogen und
lange Haare.

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