Die Studie bestätigt damit einen an sich sehr naheliegenden Zusammenhang: Für Übergewicht maßgeblich ist vor allem die Gesamtzahl der aufgenommenen Kalorien und nicht ein einzelner Nährstoff, wie die zahlreichen Anti-Zucker-Kampagnen suggerieren wollen. Unbestritten ist zudem, der physiologische Brennwert von einem Gramm Zucker beträgt vier Kalorien, der von Fett hingegen neun Kalorien. Die Verteufelung von Zucker hat offenbar den Trend begünstigt, dass Verbraucher sich von mit Zucker zubereiteten Lebensmitteln abwenden, dies aber durch einen Überkonsum durch andere Lebensmittel ausgleichen. Wissenschaftler sprechen bei diesem Effekt von der so genannten „Zucker-Fett-Schaukel“. Diese Entwicklung ist den Glasgower Forschern zufolge jedoch eher kontraproduktiv und versperrt den Blick auf das eigentliche Übergewichtsproblem: Es wird insgesamt zu viel gegessen und das bei einem gleichzeitig gravierenden Rückgang des Bewegungsniveaus. Die weit verbreitete Zucker-Hysterie ist also wenig hilfreich, sondern fördert im Gegenteil sogar die Übergewichts-Epidemie, weil sie von den eigentlichen Problemen ablenkt. Provokant bringt es der Wirtschaftspublizist Detlef Brendel, der Autor des lesenswerten Buches “ Die Zucker-Lüge (http://www.randomhouse.de/Paperback/Die-Zucker-Luege/Detlef-Brendel/Ludwig/e489063.rhd#buchInfo1)“ (Ludwig-Verlag, 16,99 Euro), auf den Punkt: „Auf jedem TV-Gerät oder Spielkonsole, auf jedem Laptop oder Smartphone müsste der Hinweis angebracht werden: Kann zu Übergewicht, Diabetes mellitus und weiteren Folgeerkrankungen führen.“